Quercetin: Wirkung, Dosierung, Sicherheit & praxisnahe Anwendung

≈20–25 Min. Lesezeit • Zuletzt aktualisiert: 16.10.2025

Quercetin – natürliches Flavonoid aus Obst, Gemüse und Kräutern

Was ist Quercetin?

Quercetin ist ein natürlich vorkommendes Flavonoid aus der Gruppe der Polyphenole. Es kommt in vielen Pflanzen in nennenswerten Mengen vor – unter anderem in Zwiebeln (vor allem rote Sorten), Äpfeln (Schale!), Kapern, Beeren, Kräutern (z. B. Dill, Koriander) sowie in Tee. In Lebensmitteln liegt Quercetin überwiegend als Glykosid (zuckergebundene Form) vor; im Körper wird es teilweise in die Aglykon-Form umgewandelt, metabolisiert und ausgeschieden.

Ernährungsphysiologisch wird Quercetin weniger als „isolierter Wirkstoff“ betrachtet, sondern als Bestandteil eines pflanzenreichen Speiseplans. Forschungsergebnisse deuten auf vielfältige biologische Aktivitäten hin (z. B. Beiträge zum antioxidativen Gesamtschutzsystem), die jedoch je nach Dosis, Matrix und Person sehr unterschiedlich ausfallen können. In der EU sind derzeit keine spezifischen Health Claims für Quercetin zugelassen – Aussagen müssen deshalb vorsichtig und wissenschaftlich plausibel formuliert werden.

Vorkommen in Lebensmitteln (Auswahl)

  • Zwiebeln, Schalotten (Schale & äußere Schichten besonders reich)
  • Äpfel (Schale), Beeren (z. B. Holunder, Cranberry), Trauben
  • Kapern, Grünkohl, Brokkoli, Tomaten (Schale)
  • Kräuter & Gewürze: Dill, Koriander, Liebstöckel
  • Grüner & schwarzer Tee (Polyphenol-Mix inkl. Quercetin-Derivate)

Die Bioverfügbarkeit (also wie viel letztlich im Körper ankommt) hängt stark von der Lebensmittelmatrix und der chemischen Form ab. Quercetin-Glykoside aus Zwiebeln gelten als relativ gut bioverfügbar; die Aufnahme lässt sich durch zeitgleich verzehrte Fette und eine intakte Darmgesundheit beeinflussen.

Wirkung & Nutzen

Die folgenden Punkte fassen Hinweise aus der Forschung zusammen. Sie ersetzen keine individuelle Beratung und sind nicht als Heilversprechen zu verstehen.

1) Beitrag zum antioxidativen Gesamtsystem

Quercetin kann in vitro (Reagenzglas) als Radikalfänger agieren und so oxidativen Stress abpuffern. Im menschlichen Organismus wirkt es eher indirekt, indem es körpereigene Schutzsysteme (z. B. Phase-II-Enzyme) moduliert. Hinweise deuten darauf hin, dass polyphenolreiche Kost insgesamt die antioxidative Kapazität unterstützen kann – Quercetin ist ein Baustein in diesem Verbund.

2) Zellkommunikation & Entzündungsmediatoren

Experimentell wird Quercetin mit der Modulation verschiedener Signalwege (z. B. NF-κB) in Verbindung gebracht. Klinische Daten beim Menschen sind heterogen; einzelne Studien zeigen günstige Veränderungen ausgewählter Marker, andere nicht. Insgesamt lässt sich sagen: In einer pflanzenbetonten Ernährung kann Quercetin zu einem „antiinflammatorischen Gesamtprofil“ beitragen – belastbare Aussagen zu konkreten Gesundheitszielen benötigen jedoch mehr robuste Daten.

3) Gefäß- & Stoffwechselmarker (erste Hinweise)

Kleine kontrollierte Studien berichten teils über moderate Effekte auf Blutdruck- oder Lipidmarker, insbesondere bei Personen mit ungünstigen Ausgangswerten. Die Ergebnisse schwanken, was an Dosis, Form (Aglykon, Dihydrat, Phytosom), Matrix und Studiendauer liegen kann. Grundlage bleiben bewährte Lebensstilfaktoren (Ernährungsmuster, Bewegung, Schlaf).

4) Atemwege & saisonale Belastungen

In präklinischen Modellen beeinflusst Quercetin Mediatoren, die an Überempfindlichkeitsreaktionen beteiligt sind. Beim Menschen existieren Hinweise auf subjektive Verbesserungen in bestimmten Szenarien, die Evidenzbasis ist jedoch nicht einheitlich. Eine umfassende Betrachtung von Auslösern, Expositionsmanagement und Basistherapie bleibt entscheidend.

5) Darmmikrobiom & Polyphenol-Metabolite

Das Mikrobiom wandelt Quercetin in kleinere Metabolite um, die selbst biologisch aktiv sein können. Welche Effekte bei wem überwiegen, hängt u. a. vom individuellen Mikrobiom ab. Praktisch heißt das: Eine vielfältige, ballaststoffreiche Ernährung ist die beste Basis, damit Polyphenole – einschließlich Quercetin – ihr Potenzial im Verbund entfalten.

6) Sport & Regeneration

Einige Pilotstudien untersuchen Quercetin im Kontext von Belastungstoleranz und Erholung. Ergebnisse sind gemischt; teils berichten sie über kleinere Vorteile bei ausgewählten Tests, teils nicht. Für Freizeitsportler gilt: Training, Proteinzufuhr und Schlaf sind die Haupthebel; Quercetin kann als Bestandteil eines pflanzenbetonten Ernährungsstils mitlaufen.

Dosierung & Anwendung

Wie wird Quercetin in Studien eingesetzt?

Die in Studien genutzten Mengen variieren stark (typisch im Bereich einiger hundert Milligramm/Tag). Die geeignete Menge hängt von Produktform, individueller Verträglichkeit und Ernährungsstil ab. Beachte stets die Herstellerangaben.

  • Lebensmittelbasiert: Täglich mehrere Portionen Gemüse/Obst (insbesondere Zwiebeln, Apfel mit Schale, Beeren, Kräuter).
  • Kapseln/Tabletten: Je nach Produkt z. B. 250–500 mg/Tag; bei empfindlichem Magen mit einer kleinen Mahlzeit einnehmen.
  • Formen: Aglykon (Quercetin), Quercetin-Dihydrat, Quercetin-Phytosom – die Bioverfügbarkeit kann zwischen den Formen abweichen.

Wann einnehmen?

Viele verwenden Quercetin zu den Hauptmahlzeiten, gerne zusammen mit etwas Fett (z. B. Nüsse, Olivenöl), da Lipide die Aufnahme fettlöslicher Pflanzenstoffe unterstützen können. Wer empfindlich reagiert, startet mit kleinen Mengen und steigert langsam.

Wie lange verwenden?

Polyphenole entfalten ihren Beitrag meist im Regelmaß – also über Wochen als Teil des Alltags. Eine ehrliche Zwischenbilanz nach 4–8 Wochen (Verträglichkeit, persönliches Ziel) ist sinnvoll. Pausen helfen, den Ist-Zustand ohne Supplement besser einzuordnen.

Kombinationen

  • Mit Vitamin C: Häufig gemeinsam in Lebensmitteln vorhanden (z. B. Beeren). Diese Kombination ist alltäglich und unproblematisch.
  • Mit Bromelain/Resveratrol: In einigen Produkten kombiniert – die Evidenz für „Synergien“ ist uneinheitlich.
  • Mit Tee/Kaffee: Möglich; auf individuellen Magenkomfort und Koffeinverträglichkeit achten.

Sicherheit, Wechselwirkungen & Nebenwirkungen

  • Verträglichkeit: Bei üblichen Mengen berichten Nutzer am häufigsten über milde Magen-Darm-Beschwerden (z. B. Völlegefühl), besonders nüchtern. Einnahme zu einer kleinen Mahlzeit kann helfen.
  • Medikamente: Theoretisch sind Interaktionen über Transporter und Leberenzyme möglich. Bei Dauermedikation (z. B. Antikoagulanzien, bestimmte Antiarrhythmika, Immunsuppressiva) ist Rücksprache mit dem Arzt ratsam.
  • Schwangerschaft & Stillzeit: Für hoch dosierte Supplemente fehlen robuste Sicherheitsdaten; der Fokus sollte hier auf der Lebensmittelbasis liegen. Im Zweifel fachlich abklären.
  • Nieren-/Lebererkrankungen: Vorsicht bei höheren Dosierungen; ärztliche Bewertung empfohlen.
  • Allergien/Unverträglichkeiten: Selten, aber möglich. Bei bekannten Unverträglichkeiten gegenüber Hilfsstoffen Kapselzusammensetzung prüfen.

Wichtig: Quercetin-Supplemente ersetzen keine ärztliche Diagnostik oder Therapie. Sie können – sinnvoll ausgewählt und gut verträglich – eine pflanzenreiche Ernährung ergänzen.

Alltagsnahe Tipps

  1. Mit Lebensmitteln starten: Baue täglich Zwiebeln, Äpfel (mit Schale), Beeren und Kräuter ein. Diese liefern neben Quercetin auch Ballaststoffe, Vitamine und weitere Polyphenole.
  2. Auf die Form achten: Produkte benennen idealerweise die Quercetin-Form (z. B. Dihydrat/Phytosom) und die mg pro Kapsel.
  3. Qualitätskriterien: Produktion in Deutschland, transparente Laborprüfungen, klare Dosierangaben, veganer Kapseltyp (z. B. HPMC), frei von unnötigen Zusatzstoffen.
  4. Mit Mahlzeit & Fett: Einnahme mit etwas Fett und nicht ganz nüchtern kann die Magenverträglichkeit verbessern.
  5. Low & slow: Mit kleiner Menge beginnen und langsam steigern. So lässt sich deine persönliche „Wohlfühldosis“ finden.
  6. Langfristig denken: Der größte Nutzen entsteht durch den Gesamtmix aus Ernährung, Bewegung, Schlaf und Stressmanagement – Quercetin ist ein Mosaikstein.
  7. Lagerung: Kühl, trocken, lichtgeschützt. Packung gut verschließen; Mindesthaltbarkeit beachten.

FAQ

Ist Quercetin ein Vitamin?

Nein. Quercetin ist ein Flavonoid (Polyphenol) und gehört nicht zu den Vitaminen. Es kommt in vielen pflanzlichen Lebensmitteln natürlich vor.

Kann Quercetin eine ausgewogene Ernährung ersetzen?

Nein. Es kann eine pflanzenbetonte Kost ergänzen, ersetzt aber weder Vielfalt auf dem Teller noch medizinische Therapien.

Wie unterscheidet sich Quercetin-Dihydrat von „normalem“ Quercetin?

Beide liefern Quercetin als Aglykon; die Formulierung (z. B. Dihydrat, Phytosom) kann die Bioverfügbarkeit beeinflussen. Welche Form für dich passt, hängt von Produkt, Verträglichkeit und Ziel ab.

Mit Vitamin C kombinieren – sinnvoll?

In Lebensmitteln kommen Polyphenole und Vitamin C oft gemeinsam vor. Eine solche Kombination ist gängig und unproblematisch. Verlass dich trotzdem auf den Gesamtmix deiner Ernährung.

Gibt es Wechselwirkungen mit Medikamenten?

Möglich. Bei Dauermedikation sicherheitshalber ärztlich abklären, insbesondere bei Wirkstoffen mit enger therapeutischer Breite.

Wie schnell merke ich etwas?

Das ist individuell: manche spüren gar nichts – was völlig okay ist –, andere berichten über subtilen „Alltagsbenefit“. Eine faire Bewertung ist nach einigen Wochen sinnvoll.

Quellen

  1. Manach C. et al. (2005). Polyphenols: food sources and bioavailability. Am J Clin Nutr. DOI/PubMed.
  2. Boots A. et al. (2008). Health effects of quercetin: from antioxidant to nutraceutical. Eur J Pharmacol. DOI/PubMed.
  3. Egert S. et al. (2009). Quercetin and cardiovascular risk markers: randomized trials. Br J Nutr. DOI/PubMed.
  4. Li Y. et al. (2016). Quercetin, inflammation and immunity: mechanisms & evidence. Nutrients. DOI/PubMed.
  5. Andres S. et al. (2018). Safety aspects of quercetin. EFSA Supporting Publications/Review. DOI/PubMed.
  6. EFSA NDA Panel (2012–2020). Botanicals & Health Claims Guidance; Compendium of botanicals. EFSA.
  7. NIH/MedlinePlus. Quercetin – herbal information. MedlinePlus.
  8. BfR – Bundesinstitut für Risikobewertung. Botanicals in Lebensmitteln: Bewertung & Sicherheit.
Back to blog

disclaimer

The content of this health blog is for informational purposes only. It does not constitute medical advice and should not be interpreted as such. The texts published here are based on current research and findings in the field of dietary supplements and general health topics. However, they are in no way intended to replace professional medical diagnosis, treatment or advice.

We would like to expressly point out that the statements and recommendations shared in our blog have no direct connection to the products offered in our online shop. The effectiveness, safety and suitability of the active ingredients mentioned in the blog can vary individually and are not confirmed or guaranteed by our content.

The authors, publishers and operating company of this blog and our online shop accept no liability for any inconvenience or damage that may result from the use of the information provided. We strongly advise you to seek professional medical advice before using any dietary supplements or implementing specific health recommendations.

No responsibility is assumed for the topicality, correctness, completeness or quality of the information. Any claims against authors or operators due to damages resulting from the use or non-use of the information provided or from the use of incorrect or incomplete information are hereby excluded.

The products and services offered in the online shop are subject exclusively to the product descriptions and general terms and conditions provided there.

By using our blog, you accept this disclaimer and confirm your understanding that the content provided does not constitute purchase advice and does not establish a contractual relationship between you and the operating company or the authors of the blog.